Kuba führt neue Digitalwährung ein
Kubas Telefondienstleister ETECSA wird eine neue Digitalwährung einführen, mit der künftig Rechnungen und kleinere Beträge bargeldlos über das Handysaldo bezahlt werden können. Wie die Parteizeitung „Granma“ berichtet, hat der Anbieter dafür jüngst eine entsprechende Sonderlizenz von der Zentralbank erhalten. Kuba plant in diesem Jahr die Bezahlung mittels Smartphone-Apps und QR-Codes massiv auszubauen, wobei die neue ETECSA-Geldbörse „Monedero móvil“ eine zentrale Rolle spielen soll.
Bisher konnten mit dem Handyguthaben auf Kuba lediglich die Mobilfunk- und Internetdienste von ETECSA selbst gekauft werden. Zwar ist der Transfer von Saldo möglich und wird schon seit vielen Jahren als virtuelle Zweitwährung genutzt, allerdings blieb der Anwendungsbereich bisher stark beschränkt. Mit Einführung des „Monedero móvil“ (deutsch: mobile Geldbörse) können in Zukunft bis zu 5000 Pesos (ca. 185 Euro) vom Saldo in App-Guthaben gehalten werden. Damit lässt sich dann überall bezahlen, wo „Transfermóvil“ zum Einsatz kommt: bisher z.B. Strom- und Gasrechnung, Steuer, Telefonie, Briefmarken und neuerdings auch in ersten Geschäften und Restaurants mittels QR-Code. Die maximale Summe pro Transaktion beträgt 1500 Pesos (ca. 56 Euro).
Seit Anfang des Jahres haben bereits sämtliche Bodega-Geschäfte (in denen staatlich rationierte Lebensmittel verkauft werden) in Havanna auf Bezahlung per QR-Code aufgerüstet, allerdings unterstützen diese bislang nur die Konkurrenz-App „EnZona“. Transfermóvil wird jedoch in immer mehr Supermärkten akzeptiert und hat sich auch als Bezahloption im staatlichen Onlineshop „TuEnvio“ einen festen Platz erobert. Aktuell zählt die App 1,75 Millionen Nutzer. Pro Monat werden über die Plattform im Schnitt 31,5 Millionen Transaktionen abgewickelt. Für Endkunden gewähren die Banken 3-6 Prozent Rabatt auf jede Überweisung mit einer der beiden digitalen Bezahlapps, weshalb sich diese wachsender Beliebtheit erfreuen. Möglich wurde ihre zunehmende Verbreitung durch den ab 2019 erfolgten Ausbau des schnellen mobilen Internets auf LTE-Basis.
Damit könnten die bisher stark eingeschränkten Geldsendungen nach Kuba erleichtert werden: während Banküberweisungen aufgrund der weiterhin geltenden finanziellen Sanktionen der Trump-Administration immer schwieriger wurden, sind Handyaufladungen („Recargas“) davon bisher nicht betroffen. Mit der Umwandlung von Saldo in die Mobilwährung lassen sich Handyaufladungen ohne Umwege für Einkäufe und die Bezahlung der Nebenkostenabrechnung nutzen, so die Idee. Auch im Unternehmenssektor wurde damit begonnen, den Vertrieb zwischen Staatsbetrieben, Privatsektor und Kooperativen digital abzuwickeln.
Als weiteren Effekt, neben Kostenersparnis und mehr Hygiene in Pandemiezeiten, verspricht sich Kubas Regierung von der gezielten Förderung digitaler Bezahlmethoden den Onlinehandel als neuen öffentlich-privaten Wachstumsmotor für die Inselwirtschaft zu aktivieren. „Monedero móvil“ soll laut Granma „demnächst“ starten, ein genaues Datum gibt es allerdings noch nicht.