Welche Veränderungen bringt der Ausgang der Wahlen in den USA mit sich?
Es ist bedauerlich, dass in unserer Welt das Ergebnis der Wahl eines einzigen Landes den Rest der Welt in Aufregung versetzt. Alle verfolgten die Stimmenauszählung, als ginge es um unser Leben
november 10, 2020 10:11:36
Ich bin froh, dass Donald Trump nicht noch vier Jahre mit dem Finger am Abzug dasitzt, was eine weltweite Katastrophe auslösen und darüber hinaus mein Land brutal ersticken könnte. Er war ein Ausdruck dafür, wie weit der Kapitalismus in seiner Neigung gehen kann, den Menschen um des Profits willen zu verachten. Mit diesem Verhalten werden wir uns nicht mehr befassen müssen, und ich bin erleichtert.
Aber ich bin auch bestürzt darüber, dass in unserer Welt das Ergebnis der Wahl eines einzigen Landes den Rest der Welt in Aufregung versetzt. Alle verfolgten die Stimmenauszählung, als ginge es um unser Leben. Das konstatiere ich und es macht mich nicht froh. Wird das Ergebnis dieser Wahl diese ungerechte und ungleiche Weltordnung verändern, die die Mehrheit von uns dem Schicksal einiger weniger Magnaten unterworfen hat? Ich bin nicht euphorisch: Ich bin mir sehr wohl der Widersprüche bewusst, die wir durchleben, und all dessen, was im Zeitalter, das wir durchleben, in Gefahr ist.
Es ist zu hoffen, und das ist ein guter Wunsch, dass eine Zeit der Entspannung in den Beziehungen zu den USA kommt und dass innerhalb gewisser Grenzen der Verständigung Offenheit für den Dialog herrscht. Aber wird die neue Regierung das Delirium hinter sich lassen, zu glauben, sie habe den Auftrag, die Welt zu führen, diejenigen als Diktatur zu etikettieren, die beschließen, sich nicht an ihren gescheiterten Demokratiekanon zu halten und anzunehmen, eingreifen zu müssen, um politische Regime zu ändern, die nicht ihren wirtschaftlichen Interessen entsprechen? Wird sie aufhören, sich einzubilden, dass es an ihnen liegt, die vermeintliche Demokratie nach Kuba zu bringen? Man sollte nicht euphorisch sein, sicherlich wird es auf Seiten meines Volkes ein kritisches Bewusstsein und klares Denken geben, um das Wesen des Augenblicks zu erfassen, Überzeugungen ebenso wie eine Bereitschaft zum Dialog und natürlich eine Ethik für die diplomatischen Beziehungen und eine moralische Größe, die wie immer beispielhaft sein sollen.
Ohne aufzuhören, mich über den Abgang des derzeitigen Regierungschefs zu freuen, hebe ich mir also meine Euphorie, diesen göttlichen Höhepunkt, für den Tag auf, an dem die Völker der Welt, einschließlich meines eigenen, nicht der Gewalt eines Systems unterworfen sein müssen, das auf der Ausbeutung der Mehrheit zum Nutzen der Wenigsten beruht. Für den Tag, an dem der IWF und die Weltbank aufhören, Erpressungsmechanismen zum Nutzen der Elite einiger weniger Reicher zu sein. Für den Tag, an dem der Beschluss jedes Volkes, über sein eigenes Schicksal zu entscheiden, voll respektiert wird und sich niemand mehr in seine inneren Angelegenheiten einmischt. Für jenen Tag, an dem Hunderte von Millionen nicht mehr zu Unrecht in das abscheulichste Elend gestürzt werden. Für den Tag, an dem Hunderte von Millionen Kindern, die dies jetzt nicht tun, wieder lernen können, anstatt praktisch Sklavenarbeit zu verrichten. Für den Tag, an dem Afroamerikaner im Norden nicht mehr ungestraft erschossen werden und Afrikaner in einem Kontinent, aus dem weiterhin alle Arten von Reichtümern für die Wenigsten abgeführt werden, Opfer von Krankheiten werden. Für jenen Tag, an dem die USA nicht mehr mit Hilfe der NATO und des Westens Kriege führen, in denen Hunderttausende unschuldiger Menschen getötet werden, nur damit sich die Wenigsten von ihnen ihre Taschen füllen können. Für den Tag, an dem mehr in Medizin, Schulen und Nahrungsmittel als in Massenvernichtungswaffen investiert wird. Für den Tag, an dem die Völker nicht mehr durch transnationale Konzerne vertrieben werden. Für jenen Tag, an dem palästinensische Kinder nicht weiterhin von dem schändlichen Israel massakriert werden. Für den Tag, an dem das beschleunigte Tempo der Produktion und des Konsums auf einem Planeten, auf dem heute viele vor Hunger sterben, das Leben auf der Erde nicht bedroht. Für den Tag, an dem die Blockade meines Landes bedingungslos aufgehoben wird und wir ohne einen ausländischen Marinestützpunkt, der unser Territorium usurpiert, oder wirtschaftliche Strangulierung jeglicher Art vorankommen können, um weiterhin die Gesellschaft aufzubauen, die wir wollen.
Der Tag, an dem der Kapitalismus, dieses brutale System, aufhört, den Armen der Erde, der Mehrheit, den 99%, Gewalt anzutun. An einem Tag wie heute frage ich mich, ob die neue Regierung des Landes, das dessen Mission zur Führung der Welt selbst proklamiert, wohl dazu beitragen wird?