Exsenator des Tages: Pepe Mujica
Von Santiago Baez
Er war der »ärmste Präsident der Welt«: José »Pepe« Mujica verzichtete auch während seiner Amtszeit als Staatschef von Uruguay zwischen 2010 und 2015 nicht auf einen einfachen Lebensstil. Der ehemalige Guerillero, der bis 1985 insgesamt 15 Jahre in den Gefängnissen der Diktatur gesessen hatte, wohnte auch nach seiner Wahl in das höchste Staatsamt auf dem kleinen Bauernhof seiner Frau in der Nähe von Montevideo und arbeitete dort weiter als Blumenzüchter, soweit es seine offiziellen Pflichten zuließen. Wie sein Vorgänger und Nachfolger Tabaré Vázquez verzichtete er somit darauf, in die noble Präsidentenvilla Suárez y Reyes einzuziehen und nutzte sie nur für protokollarische Zwecke – anders übrigens als der seit Anfang 2020 amtierende konservative Staatschef Luis Lacalle Pou, der sich die Annehmlichkeiten der Residenz nicht entgehen lassen will. Und der sich auch gerne in den dicken Staatskarossen durch die Straßen chauffieren lässt, während »Pepe« als Präsident seinem alten VW Käfer die Treue hielt. 90 Prozent seines Gehalts spendete Mujica außerdem für die Armutsbekämpfung.
Auch wenn es unter Mujica keine revolutionäre Umgestaltung Uruguays, sondern kaum mehr als sozialdemokratische Reformen gegeben hat – er wird als ein Präsident in Erinnerung bleiben, der sich durch sein praktisches Beispiel von den »Eliten« dieser Welt abgesetzt hat.
Nach seiner Amtszeit wurde er 2015 in den Senat gewählt, trat von dem Amt jedoch drei Jahre später wegen »Erschöpfung« zurück. Trotzdem ließ er sich 2019 erneut in das Oberhaus des uruguayischen Parlaments wählen. Nun aber ist wohl endgültig Schluss: Am Dienstag erklärte Mujica seinen Rückzug aus der aktiven Politik. Als Grund nannte der 85jährige nicht nur sein Alter, sondern auch die Coronaviruspandemie, wegen der er schon seit Monaten nicht mehr an den Sitzungen hatte teilnehmen können.
Hasta siempre, Pepe!
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