Brief von ELPUENTE@CUBA
Sehr geehrte Parlamentarier*innen, sehr geehrte politische Entscheider*innen,
aufgrund der aktuellen dramatischen Situation wenden wir uns an Sie, mit der Bitte um Ihre Aufmerksamkeit und Ihren Einsatz, um eine Chance zu nutzen die Verbreitung des CoronaVirus medizinisch weiter einzudämmen.
Wir, ELPUENTE@CUBA, sind ein gemeinnütziger Verband von Unternehmern, Investoren und in Kuba aktiven Menschen, der sich um die Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland/Europa und Kuba bemüht. Näheres dazu auf unserer Website oder gerne auch auf Nachfrage direkt bei mir. Ich persönlich bin als Geschäftsführer von ELPUENTE@CUBA seit fast 25 Jahren unter anderem auch für „MediCuba Europa“ in Kuba tätig.
Es gilt, bürokratische Hindernisse zu überwinden. Für viele Projektideen wenden wir uns oft an deutsche Institutionen und bekommen vielfach zu hören, dass es kein „Mandat“ gäbe, „Kuba nicht in der Liste stehe“, oder dass es keine umfassende bilaterale Zusammenarbeit mit Kuba gäbe. Institutionen, Ministerien und Ämter die angeblich/tatsächlich kein „Mandat“ für Kuba haben, sind unter anderem, BMZ, BMG, BMWi, GIZ und ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) der Bundesagentur für Arbeit.
Unser Hauptaugenmerk gilt hierbei üblicherweise mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten von zurzeit geschätzten 1 Mrd. € an deutschen Investitionen in Kuba, die, eben aufgrund von mangelnden Mandaten, z.B. der EIB (Europäische Investitionsbank), auf Eis liegen.
Nun zu den Chancen des Momentes, die uns zu diesem Schreiben bewegt haben:
Zusätzlich zu dem schon existierenden Fachkräftemangel im medizinischen und pflegerischen Bereich, wächst hierzulande der Druck stetig an, einen akuten Personalengpass zu verhindern.
Das kubanische Gesundheitssystem ist hervorragend auf Notlagen vorbereitet. Kuba besitzt nicht nur weltweit, mit die höchste Dichte an medizinischem Personal pro Einwohner, sondern verfügt mit der Henry Reeve-Brigade auch über tausende von Ärzten und medizinischem Fachpersonal, die auf Abruf zum Einsatz weltweit bereitstehen, wie man aktuell im Fall der Mediziner in Italien sieht.
Nach Rücksprache mit Verantwortlichen beim SMC (Servicios Médicos Cubanos) schätzt man die Lage aktuell so ein, dass das Land zurzeit noch bereit ist Fachkräfte zu versenden und es die Bereitschaft zur Kooperation gibt.
Nun zurück zur Situation in Deutschland:
Obwohl die GIZ aktuell ein „Triple-Win-Vorhaben“ mit Vietnam verfolgt, gibt es nach eigenen Angaben derzeit kein Mandat für Kooperationsprojekte im Bereich der Gewinnung von Ärzten und Pflegekräften mit Kuba. Nach Auskunft von GIZ und DEFA (Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe) steht Kuba auch nicht in der Prioritätenliste des ZAV. Die DEFA wird im Rahmen der KAP (Konzertierte Aktion Pflege) durch das BMG, BMAS, BMFSFJ gefördert.
Es gibt allerdings auch schon Bewegung. Die KAP streckt derzeit in Richtung verschiedener potenzieller Partnerländer zur Anwerbung von Gesundheitspersonal die Fühler aus. Bundesgesundheitsminister Spahn hat Kuba diesbezüglich mehrfach als „mögliches Partnerland“ bezeichnet. Vergangenen Freitag hat Bayern angekündigt, medizinisches Fachpersonal ohne deutsche Zulassung oder Sprachkenntnisse ins Land zu holen, um das Schlimmste zu verhindern.
Wie kann die jetzige Situation als Chance genutzt werden?
Es wäre schade, dass Mandate einem Land verweigert werden, dass z.B. maßgeblich daran beteiligt war Ebola in Westafrika zurückzudrängen und sich vielen ärmeren Ländern gegenüber solidarisch zeigt. – Und das trotz seiner extremen wirtschaftlichen Lage, die durch die seit 60 Jahren währende US-Blockade hervorgerufen wird.
Kuba hilft und schickt zurzeit teilweise ohne Gegenleistung seine hochqualifizierte NotfallEinsatzgruppe „Henry Reeve“ nach Italien, Andorra und in bislang 13 weitere Länder. In Portugal arbeiten kubanische Ärzte längerfristig und offensichtlich erfolgreich („programa integral de salud“). Nebenbei bietet Kuba aufgrund seiner exzellenten Forschung im Biopharmasektor u.a. eines der wirksamen Medikamente gegen Covid-19, Interferon alpha2B, an. Dieses wird in China und anderen Ländern bereits erfolgreich eingesetzt.
Vor diesem Hintergrund und auch nach dem Aufruf der UN-Hochkommissarin Bachelet zur Aussetzung der Sanktionen vor dem Hintergrund dieser grenzenlosen Pandemie, sollte uns gerade jetzt mehr Solidarität mit den Schwächeren, nicht nur innerhalb unserer europäischen Gesellschaft gut zu Gesicht stehen.
Wir fordern vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Lage in deutschen Kranken- und Pflegeheimen, in den verschiedenen Bereichen wie Entwicklungshilfe, Fachkräfteanwerbung und Projektfinanzierung die Beschränkungen gegen Kuba zu beseitigen und es mit vergleichbaren Ländern gleichzustellen!
Wir bitten Sie als Parlamentarier*innen und politisch verantwortliche Entscheider*innen, Ihren Einfluss geltend zu machen, damit die Regierung (nicht nur die medizinische) Zusammenarbeit mit Kuba unverzüglich in Angriff nimmt. Eine ähnliche Initiative hierzu gibt es im französischen Parlament und die spanische Regierung ist bereits in Verhandlungen mit Kuba.
Agieren Sie jetzt, denn die Lage muss schnell, unter Wahrnehmung aller Optionen entschärft und unter Kontrolle gebracht werden – zum Wohle von deutschen Bürgern und Patienten!
Wir danken schon jetzt für Ihre Bemühungen und Ihr Engagement, freuen uns auf eine Rückmeldung und zählen auf Sie!
Mit freundlichen Grüßen in bewegten Zeiten.
Für den Vorstand von ELPUENTE@CUBA,