Washingtons Medienkrieg
Gerade bei Militäraktionen des US-Südkommandos stören kritische Berichte
Von Volker Hermsdorf
Das Südkommando der US-Streitkräfte ist eine der zehn als »Vereinigtes Kampfkommando« (Unified Combatant Command) bezeichneten US-Militäreinrichtungen im Ausland, zu deren Aufgaben auch die Kontrolle von Medien- und Internetaktivitäten gehört. »Southcom« koordiniert unter anderem alle Meldungen über gemeinsam mit den brasilianischen und kolumbianischen Streitkräften geplante Aktionen. Dabei stören kritische Berichte in alternativen Medien.
Bei der Invasion »Urgent Fury« 1983 in Grenada hatten die US-Militärs noch die Anwesenheit von Journalisten generell verboten, während sie für die Invasion »Just Cause« 1989 in Panama verstärkt auf deren Vorbereitung durch globale Verbreitung von Fake News setzten. Die Dominanz westlicher Medienkonzerne und Rundfunkanstalten wie CNN, BBC und Deutsche Welle ließ Washingtons Sichtweise weltweit zum Mainstream werden. Mittlerweile steht die US-Propaganda jedoch vor größeren Herausforderungen. Überregionale alternative Medien wie der 2005 in Caracas gegründete multinationale Nachrichtensender Telesur, das russische Nachrichtenportal RT und die russische Nachrichtenagentur Sputnik decken Falschmeldungen auf und durchkreuzen oft die Pläne der US-Militärs.
In deren Sinne hatte Juan Guaidó bereits Anfang Januar angekündigt, »gemeinsam mit Verbündeten in der Region einen Prozess einzuleiten«, um Telesur in den Dienst »der Freiheit, der Wahrheit, des Pluralismus und der Demokratie« zu stellen. Das »neue Telesur« solle seinen Sitz in Miami haben und »anderen lateinamerikanischen Ländern« sowie der US-Regierung finanziert werden, berichtete die US-Tageszeitung Diario Las Américas am 17. Januar. Zwei Wochen später legte Southcom-Chef Craig Faller nach. Es müsse »eindeutig mehr gegen den von Moskau finanzierten Fernsehsender Russia Today (RT) unternommen werden«, der in seinem spanischsprachigen Programm »Fakten verdrehe«, um »das Engagement der Regierung von Präsident Donald Trump zur Demokratisierung Lateinamerikas« zu vereiteln, erklärte Faller.
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