Das natürliche Bündnis der imperialen Macht
Das „Projekt für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert“, wonach das US-Imperium auf den Rest der Welt ausgeweitet werden soll, existiert. Die wahre Macht setzt es in die Praxis um, unabhängig davon, welche ihrer Fassaden gerade an der Regierung ist
oktober 14, 2019 12:10:21
Die Stimmen der Hard Power oder „Harten Macht“ sind ungehemmter, wenn sie die Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt empfehlen, als ihre Kollegen der sogenannten Smart Power oder „intelligenten Macht“.
Irving Kristol, Theoretiker des kriegerischsten Konservatismus und prominenter Schüler von Leo Strauss, hielt ein „Amerikanisches Imperium“ für selbstverständlich und verbarg sich nicht, um es zu verkünden.
„Eines Tages wird das amerikanische Volk erkennen, dass wir eine imperiale Nation geworden sind.“ [1]
Kristol zufolge bestand der Unterschied zwischen dem US-amerikanischen und dem europäischen Imperium darin, dass „unsere Missionare in Hollywood sind“.
Leo Strauss kam auf der Flucht vor den Nazis in die USA. Der Schüler von Heidegger, Bewunderer von Platon, Maimonides, Nietzsche und Carl Schmitt, lehrte seine Schüler, dass in der Gesellschaft „einige fähig sind zu führen und andere angeführt zu werden“. [2]
Er vertrat die Auffassung, dass die Aggressivität der menschlichen Natur durch einen mächtigen Staat eingeschränkt werden kann, und empfahl: „Wenn es keine äußere Bedrohung gibt, muss sie fabriziert werden. Eine politische Ordnung kann nur dann stabil sein, wenn sie durch eine äußere Bedrohung vereint wird.“ [3]
Die Netzwerke von Strauss weiteten sich von seinem Lehrstuhl an der Universität von Chicago ausgehend aus. Aus ihnen ging eine Person hervor, die großen Einfluss auf die Regierung von Ronald Reagan ausübte: Allan Bloom, Gründer des Studienzentrums der John M. Olin Foundation im Jahr 1984.
Die erste Generation der Strauss-Anhänger, an deren Spitze Allan Bloom stand, ordnete das konservative Denken neu und stattete es mit Argumenten aus, die über das Festhalten an traditionellen Werten und die Verteidigung des freien Marktes hinausgehen.
„The closing of American Mind“ (1987) (Der Abschluss des Amerikanischen Geistes), geschrieben von Bloom und zum Bestseller geworden, bot über eine Analyse der US-amerikanischen Universitätskultur eine Diagnose der Vereinigten Staaten und eine Methode zur Lösung der „ernsten Probleme“.
Nach dem 11. September 2001 praktizierten die Neokonservativen (Neocons)die Politik der Terrorisierung der US-amerikanischen Bevölkerung, basierend auf der Manipulation der Botschaften durch die Medien und einer paranoiden Vision der Realität.
Allerdings waren die Neocons-Krieger während der Regierung von George W. Bush sehr schlecht angesehen. Das Image der USA war ernsthaft geschädigt worden. Die „wahre Macht“ beschloss, sie aus der Szene zu entfernen. Eine Veränderung war nötig.
Von der Hard Power zur Smart Power: Wo ist der Unterschied?
Die Barack Obama-Regierung setzte, wie von prominenten US-amerikanischen Persönlichkeiten wie James Petras und Noam Chomsky aufgezeigt wurde, mehr als jede andere exterritoriale Instrumente ein, um die Macht auszuüben, und wusste, wie man die Angst mit absoluter Schärfe einsetzt.
Die Widersprüche zwischen den Neokonservativen und dieser Regierung waren nur äußerlich, von öffentlichem Image, nichts weiter. Es ging nur darum, das Bild der Vereinigten Staaten zu verändern und einen neuen Konsens zu erzielen.
Die „Intelligente Macht“, die ebenfalls aus den Straussschen Netzwerken hervorgegangen ist – nicht zu vergessen, dass die Entstehung dieser Netzwerke in der akademischen und politischen Welt Chicagos liegt -, schafft es, mit dem „Consensus Engineering“ das amerikanische Denken weiter auf einen engen Spielraum von Ideen zu beschränken.
Was für ein Unterschied besteht zwischen George Bush, der den Angriff auf den Irak vorbereitet und ihn als „Imperator“ der reichen und mächtigen weißen angelsächsischen protestantantischen Supermillionäre ausgeführt hat, und Barack Obama, dem ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten, der das notwendige Szenario für die Invasion in Syrien schaffte, oder den tragikomischen Dreistigkeiten von Donald Trump, die in Drohungen, Blockaden, Wirtschaftssanktionen, Bombenanschlägen und wahllosen Raketenangriffen enden?
Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, erklärte, er werde militärisch vorgehen, falls sich der Irak weigere, seine Massenvernichtungswaffen zu beseitigen, und das Regime in Bagdad als „eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten“ betrachten.
Am 20. März 2003 begannen die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich mit der Invasion des Irak auf dem Landweg, nachdem die US-Amerikaner versucht hatten, Saddam und seine Mitarbeiter bei einem selektiven Angriff mit Tomahawk-Raketen, die von mehreren Schiffen abgefeuert wurden, zu töten.
Obama erklärte am 28. August 2013, er wolle sich nicht militärisch an dem syrischen Bürgerkrieg beteiligen, der mehr als zwei Jahre gedauert hat, erklärte aber, dass wenn Assad chemische Waffen gegen sein eigenes Volk einsetzen würde, dies „unsere Berechnungen ändern würde“.
Es dauerte nicht lange, bis die Pentagon- und NATO-Falken, nach der theatralischen Montage eines falschen chemischen Angriffs auf die Zivilbevölkerung, von Schiffen und U-Booten aus Tomahawk-Raketen gegen Syrien abfeuerten.
Donald Trump sagt, dass im Fall von Venezuela „alle Karten auf dem Tisch liegen“ und droht mit der Anwendung von Gewalt gegen das südamerikanische Land, Kuba und Nicaragua.
In einer Fernsehrede auf dem US-Flugzeugträger Abraham Lincoln gab George W. Bush 2003 bekannt, dass „die wichtigsten Kampfhandlungen im Irak vorüber sind“. Werden wir auch Präsident Donald Trump im Pilotenanzug auf einem Flugzeugträger sehen, während er den Sieg über eine andere der „dunklen Ecken des Planeten“ bekannt gibt?
Das „Projekt für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert“, das Flaggschiff der Neokonservativen zur Ausweitung des US-Imperiums auf den Rest der Welt, basiert auf der Doktrin des „Präventiven Krieges mit globalem und dauerhaftem Charakter“. Kurz gesagt besagt das Projekt: „Wenn das 20. Jahrhundert das amerikanische Jahrhundert war, sollte es auch das 21. Jahrhundert sein.“
Dafür ist es notwendig, mit überwältigender technologischer Überlegenheit neue Kriegsszenarien gegenüber schwachen Ländern zu entwickeln, die aus strategischer Sicht für die USA äußerst wertvoll sind.
Der Plan existiert, die wirkliche Macht setzt ihn in die Praxis um, egal welche ihrer Fassaden an der Regierung ist. Die Mission ist es, die Ziele der globalen Herrschaft durchzusetzen. Gleiche Vorwände, gleiche Interessen, gleiche Maßnahmen. Was hat sich geändert?
1 Irving Kristol. «The Emerging American Imperium», Wall Street Journal, 18. August 1997, S. a-14
2 Leo Strauss. What is Political Philosophy? and Other Studies. Glencoe iii Free Press, University of Chicago, 1959.
3 Idem.
http://de.granma.cu/mundo/2019-10-14/das-naturliche-bundnis-der-imperialen-macht