Es gilt, die wissenschaftlichen Ergebnisse hervorzuziehen, die in den Schubladen verschwunden sind
„ In den Laboratorien forschen wir weiter und kämpfen darum, dass unsere Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden. Dabei sind wir nie müde geworden“, sagte Professor Uvaldo Orea
septembre 6, 2019 14:09:17
PINAR DEL RÍO.— Als es in der zweiten Hälfte der 90 er Jahre dem Master der Naturwissenschaften Manuel Cáceres gelang, die Formel ein Insektizids natürlichen Ursprungs zu erhalten, das später unter dem Namen Fapil patentiert wurde, hat er niemals geglaubt, dass er nach 20 Jahren in den Ruhestand gehen würde, ohne dass er dessen Produktion erlebt hätte.
Die Forschungen erforderten monatelange Studien, bis innerhalb der kubanischen Flora eine Art gefunden worden war, mit der man die gleiche Wirkung erzielen konnte wie mit einem chemischen Insektizid, ohne die Gesundheit des Menschen oder der Umwelt aufs Spiel zu setzen.
So traf man auf das Karottenkraut Parthenium hysterophorus, eine Pflanze, die wild auf den kubanischen Feldern wächst und mit ihr kam man zu Fapil.
15 Jahre lang fand die Forschung Anerkennung in Foren, Workshops und Kongressen und gewann in dem Maße an Stringenz, in dem Manuel und einige seiner Studenten an der Universität Hermanos Saíz Montes de Oca in Pinar del Río mit diesem neuartigen Produkt Experimente in verschiedenen Anbaukulturen durchführten.
Dank dieser Versuche wurde die Wirksamkeit von Fapil bei der Kontrolle von Schädlingen im Anbau von Tabak, Bohnen, Tomaten und Paprika bewiesen und einige behaupteten sogar, man könne es auch im Haus und in der Gastronomie anwenden, um Mücken und andere Insekten fernzuhalten.
„Ich hatte sogar schon ein Projekt für eine Pilotpflanze für die Produktion, aber alles blieb dort liegen“, klagt Manuel Cáceres.
„Unglücklicherweise hatten wir dieses Problem schon immer. Wenn man in den Universitäten sucht, wird man wichtige Forschungsergebnisse in den Schubladen finden, die nie angewandt wurden“.
JAHRE DES WARTENS
Allein an der Hermanos Saíz Montes de Oca Universität ist die Liste beträchtlich und reicht von Konservierungsmitteln für Lebensmittel über Kosmetika und Provitamin-Konzentrate bis hin zu Bakteriziden und Wundverschlussmitteln.
Einige zeitigten für einige Zeit Früchte, wie die Technologie zur Möbelherstellung aus laminiertem Holz von Baumarten, die normalerweise nicht in der Tischlerei verwendet werden wie Balsambaumgewächse und Eukalyptus.
Dr.rer.nat Daniel Álvarez, einer der Initiatoren erinnert sich daran, dass die Forschung patentiert wurde, ja sogar ein Zertifikat für den Export erhielt, aber vor fast 30 Jahren aufgegeben wurde.
Paradoxerweise hat sich Daniel Álvarez zur gleichen Zeit an Spanien, Mexiko und Ecuador für den Aufbau von Fabriken mit der gleichen Technologie gewandt, die niemals mehr wiederaufgenommen wurde.
Auch das Wachs zur Beschichtung von Früchten und Gemüse aus der Destillation von Kiefernharz oder der Elektroisolierlack für Spulen von Motoren oder elektrischen Transformatoren von Dr. Juan Francisco Pastor hatten nicht die erhoffte Wirkung.
Er erzählt, dass man mit dem ersten Produkt Versuche im Agroindustriellen Unternehmen Enrique Troncoso durchgeführt habe und man die Konservierung von Zitrusfrüchte für mehr als drei Monate erreicht habe; es könnte aber in vielen anderen Sorten angewandt werden, die heute auf den Feldern und auf den Paletten auf den Märkten sehr schnell verderben.
Im zweiten Fall wurden vor zwei Jahrzehnten Versuche in Werkstätten durchgeführt, die ebenfalls eine positive Einschätzung von den Spezialisten erfuhren.
EIN ZEICHEN DER HOFFNUNG
Der Leiter der Abteilung für Chemie an der Universität von Pinar del Rio Juan Carlos Díaz weist daraufhin, dass dort seit einiger Zeit 20 Ergebnisse warten würden, für die sich mancher Betrieb interessiere.
„Wir kennen die riesigen Probleme der Provinz und wir versuchen unsere Arbeit zu einer Lösung hinzulenken. Aber wir beginnen manchmal auf Bitten einer Institution mit einer Studie, erreichen auch, dass sie sie anfordern und dann wenden sie sie nicht an“, sagte Díaz.
„Die Anstrengung, die ein Forscher einsetzt, um ein Ergebnis zu erzielen, steht oft nicht im Einklang mit dem, was anschließend geschieht“, sagte Dr. Ubaldo Orea.
Von der Rinde des Eukalyptus erhielt Ubaldo Orea eine Antioxidationscreme, die die Haut vor Sonneneinstrahlung schützt.
Die Versuche, die bei Hochleistungssportlern durchgeführt wurden, die oft lange Zeit der Sonne ausgesetzt sind, bestätigen dies. Außerdem besitze sie noch andere Eigenschaften, die ihren Anwendungsspektrum erweiterten.
So hätten sie z. B. eine Wirkung gegen Falten und würden auch dazu beitragen die Akne im jugendlichen Alter zu reduzieren. Trotz all dieser Vorzüge werde die Formel bald 15 Jahre alt und wurde noch nie im industriellen Maßstab umgesetzt.
Ein ähnliches Schicksal erfuhren verschiedene Produkte aus dem Laub, das im Wald zurückbleibt, wenn Bäume gefällt werden, die man heute nur noch in Power Point Vorführungen finden kann, die Dr. Elena Cordero bei Foren und Kongressen vorgestellt hat, die in Kuba und im Ausland stattfanden.
Darunter befanden sich provitaminische Konzentrate und ätherische Öle mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in der chemischen Industrie und der Pharmazie.
Nach Meinung der Forscherin verhindert die Distanz zwischen einem Teil des unternehmerischen Sektors und den Universitäten, dass diese Zentren eine größere Auswirkung auf die Wirtschaft des Landes haben.
Deswegen ermutigt der wiederholt gemachte Aufruf des Präsidenten des Staats- und des Ministerrats Miguel Díaz-Canel Bermúdez, das Wissen, das aus den Universitäten kommt zu nutzen, viele Männer und Frauen der Wissenschaft.
Bei dem jüngsten Regierungsbesuch in Pinar del Rio sagte der Rektor der dortigen Universität Yorki Mayor Hernández,z.B. dass man im Jahr 2019 mit 20 Unternehmen bei der Ausführung von 32 Projekten zusammengearbeitet habe und 104 Ergebnisse in staatlichen und in einigen nicht-staatlichen Betrieben umgesetzt würden.
Auch wenn die Mehrzahl davon zum Bereich der lokalen Entwicklung, zum Naturtourismus und zum Genossenschaftswesen gehörten, seien auch andere Initiativen in Gang gesetzt worden wie das Agro-Industrielle Zentrum von Macurijes, ein riesiges Projekt, bei dem man zusammen mit dem größten Forstwirtschaftsunternehmen des Landes arbeitet und bei dem viele Forschungen umgesetzt werden können, die sich noch in den Schubladen befinden.
Angesichts dieser neuen Entwicklung ist Professor Uvaldo Orea optimistisch. „Wir werden weiter in unseren Labors forschen und darum kämpfen, dass unsere Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden. Dabei sind wir nie müde geworden und das wir auch in Zukunft nicht geschehen.“
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