Die Herausforderung besteht darin, als Land zu denken und zu handeln
Um sieben Uhr morgens gehört die Haltestelle der Route des Busses P-2 zwischen den Straßen Boyeros und Tulipán zu denen mit dem größten Zulauf in Kuba. Jeden Tag sammeln sich hier Frauen, Männer und Kinder, um einen Platz in dem Bus zu bekommen, der die Stadt vom einen Ende zum anderen durchquert, und nahe an Schulen und Betrieben vorbeifährt.
Auch wenn am letzten Freitag der normale Publikumsverkehr herrschte, so gab es doch etwas Neues. Ein staatliches Auto hielt aus eigenem Antrieb vor der Menge an. Der Fahrer signalisierte einer jungen Frau und ihrem Sohn einzusteigen und hinzu kamen noch zwei ältere Leute und ein Jugendlicher in der Uniform der Sekundarstufe.
Im Laufe des Tages gab es nach diesem Auto noch viele andere, die anhielten, ohne dass sie jemand gebeten hätte und ohne von einem der Verkehrsinspektoren aufgefordert worden zu sein, die ab jetzt an fast allen Haltestellen der Hauptstadt und im Rest des Landes stehen. „Gemeinsam können wir uns helfen“, „ es kommen nicht viele Busse vorbei, aber viele gute Menschen“, waren Sätze, die man an dieser Haltestelle oft hören konnte.
Die Insel steht trotz der Mangelsituation nicht still und das ist dank der Unterstützung jeden Kubaners möglich geworden“, sagte Carlos Rafael Miranda Martínez, der nationale Koordinator der Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) gegenüber Granma.
„Diese aktuelle energetische Lage zu bewältigen ist eine Arbeit, die von den Wohnvierteln, von jeder Familie ausgeht. Dort wird der Wille geboren, einander zu helfen“, fügte Miranda hinzu.
Um weiterhin zur gegenseitigen Unterstützung zu ermutigen und das Bewusstsein für das Einsparen von Energie zu schaffen, hat die größte Massenorganisation des Landes alle ihre Mitglieder dazu aufgerufen, sich an den Debatten zu beteiligen, die überall im Land stattfinden.
Miranda hob hervor, wie wichtig es sei, in jedem Wohnviertel Lösungen vorzuschlagen und die Maßnahmen der Regierung von zuhause aus zu unterstützen. „Eine Glühbirne ausschalten, Wasserturbinen und andere Geräte nicht zu Spitzenzeiten des Stromverbrauchs anschalten… das sind nur einige der Maßnahmen, die dazu beitragen, den Energieverbrauch im Land zu reduzieren“, sagte er.
„Keiner soll an der bedingungslosen Unterstützung der CDR für die Regierung und für das ganze Volk in dem besonderen Moment zweifeln, den wir erleben und dass wir in diesen Tagen auf den sich nähernden 59. Jahrestag des Bestehens der Organisation mit noch mehr Kraft hinarbeiten.“
WENN DAS LAND NICHT GELÄHMT WURDE SO LIEGT DAS AUCH AN DEN FRAUEN UND DER JUGEND KUBAS
Die sozialen Netze haben in diesen Tagen die kubanische Realität widergespiegelt. In den Profilen der Jugendlichen der Insel haben die Maßnahmen der Regierung, um die Auswirkungen des Kraftstoffdefizit des Landes zu vermindern, ein Echo gefunden.
Schüler der Oberstufe und Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes (UJC) haben aus eigenem Antrieb Gruppen in Whatsapp und Facebook gebildet, um die Neuordnung der Fahrpläne für die Beförderung zu verbreiten, die Wichtigkeit des Energiesparens unter Berücksichtigung der Spitzenzeiten hervorzuheben, und Vorschläge zu teilen.
„Das ist nur eines von vielen Beispielen der Unterstützung der jungen Leute, die die Regierung erhalten hat“, sagte die erste Sekretärin der UJC Susely Morfa González.
Sie fügte hinzu, dass der Hauptanteil der Arbeit Kubas den jungen Leuten zufalle. Sie sind es, die mehrheitlich die Erde bearbeiten, die Cafeterias im nicht-staatlichen Sektor betreuen und an der Überwachung der Grenzen teilnehmen.
„Lasst uns die Hindernisse gelassen und zuversichtlich angehen. Bringen wir uns in die Aktionen der Regierung ein, damit Kuba sogar noch besser als gestern funktioniert. Lasst uns als Land denken“, schloss Susely Morfa.
Die zweite Sekretärin des kubanischen Frauenverbandes (FMC) Rosmeris Santiesteban Lago machte deutlich, dass die kubanischen Frauen ebenfalls in diesen schwierigen Tagen ihre Regierung unterstützen.
„Wir haben die Führung an der Basis und alle unsere Frauen dazu aufgefordert, die Häuser zu besuchen, um die Familien, was das Einsparen von Energie angeht, zu sensibilisieren. Wenn es uns gelingt, dass jede unnötig leuchtende Glühbirne ausgeschaltet wird, werden wir einen großen Beitrag leisten“, sagte sie.
ÜBER DIE ERNTEN WACHEN VOR ALLEM AN DEN TAGEN DES EINSPARENS
Auch die Felder Kubas werden von der Lage des Landes nicht verschont. Bewässerungsgeräte, Zuckerfabriken und der Transport von Nahrungsmitteln von den Kooperativen zu den Hauptstädten der Provinz, das sind nur einige der Bereiche, die vom Defizit an Kraftstoff im Land betroffen sind.
„Aber trotz allem hält nichts die Produktionsprogramme auf ,die auf Selbstversorgung der Provinzen ausgerichtet sind und auch nicht der Ersatz von Importen und unsere Exporte werden angehalten“, sagte uns der Präsident des Kleinbauernverbandes (ANAP) Rafael Santiesteban Pozo.
Er fügte hinzu, dass man die notwendigen Maßnahmen einleite, um zur Normalisierung der Aktivitäten auf diesem Gebiet beizutragen, um die Ernte einzufahren und Verluste zu vermeiden,
„Wir arbeiten daran mehr Saatgut zu erhalten und das Saatgut besser zu nutzen, das für die kalte Jahreszeit bereitsteht. Wir sind auch dabei, den Transport und die Bewässerungszeiten in jenen Kooperativen und Bereichen neu zu ordnen, die mit Elektrizität betrieben werden, um den Kraftstoff optimal auszunutzen“.