Bericht von der Hamburger Veranstaltung „Mais Médicos“
In der Hamburger Kulturklinik ging es am 6. September um menschliche Medizin und Kubas Internationalismus
Hauptperson war Dr. Indira Garcia Arredondo, die zwei Jahre in Venezuela und knapp 3 Jahre in Brasilien im Programm „Mais Médicos“ in Brennpunkten gearbeitet hat, eine Fachärztin für integrale Allgemeinmedizin, die zurzeit in Kuba, in der Provinz Villa Clara, arbeitet. Auf ihrer Rundreise, veranstaltet von der Humanitären Kuba Hilfe und dem Netzwerk Cuba e.V., der Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba und Cuba Sí berichtete Dr. Garcia Arredondo über den Einsatz der kubanischen Ärzte in Amazonien, in denen jetzt der Regenwald brennt, in den Slums und in den schlecht versorgten häufig gewalttätigen Regionen.
In dem schönen Raum konnten wir 25 Besucher begrüßen und darauf hinweisen, wie absurd die Vorwürfe der USA und des ultrarechten neuen Präsidenten Bolsonaro sind, Kuba würde Menschenhandel mit der Entsendung von Medizinern betreiben.
Es wurde zu Anfang ein kleiner Film gezeigt, wie Ende 2018 fast 9000 kubanische Ärztinnen und Ärzte aus Brasilien abgezogen wurden. Der Dolmetscher Thomas Gohlke hatte den Inhalt zusammengefasst und daraus ging hervor, was das alles mit der politischen Rechtsentwicklung in Brasilien nach der Wahl zu tun hatte. „Free Lula“, die Befreiung des aufgrund einer infamen Komplizenschaft mit der Justiz verurteilten Expräsidenten Lula de Silva, ist daher eine Forderung, die im Zentrum der Rundreise steht.
Aber bevor noch unser Gast den Vortrag halten konnte, wollte jemand aus der Kuba-Solidarität unbedingt eine Antwort auf die Frage, wer denn jetzt die Verträge gebrochen hätte, Brasilien oder Kuba durch den Abzug der Ärzte. Das hat unsere kubanische Ärztin gut beantwortet, und sie fand es wichtig, das vorab zu tun, auch wenn das übrige Publikum lieber erst den Vortrag hören wollte.
Sie berichtete, dass Bolsonaro in drei Punkten die abgeschlossenen Verträge in Frage stellte. Erstens wollte er nicht mehr die vereinbarten Gelder an Kuba auszahlen, sondern die Ärzte sollten alles Geld bekommen. Er bezweifelte die Qualifikation der kubanischen Ärzte. Und er behauptete, dass die Angehörigen keine Besuchsmöglichkeiten hätten. Dem entgegnete Dr. Garcia Redondo sehr bestimmt und sachlich. Angehörige könnten für 3 Monate nach Brasilien kommen, jeder im Ausland eingesetzte Arzt kann jedes Jahr einen Monat in Kuba verbringen. Das vollständige Gehalt, das man in Kuba beziehe, würde weiter an die Angehörigen gezahlt. Und sie findet, dass Kuba ein Recht auf das von Brasilien gezahlte Geld hat, es wird für das kostenlose Gesundheitswesen gebraucht, auch ihre Ausbildung sei vom Staat bezahlt worden und es gehe auch um die Ressourcen für andere arme Länder. Und zu dem lächerlichen Vorwurf, sie seien nicht gut genug ausgebildet, hob sie die Anerkennung der Weltgesundheitsorganisation für die Ausbildung in Kuba hervor. Darüber hinaus wären sie in Brasilien an der Universität durch brasilianische Professoren geschult worden und hätten online-Prüfungen ablegen und Abschlussarbeiten einreichen müssen. Nach den unberechtigten Vorwürfen hätten sie mit Stolz das Land verlassen.
Brasilien habe nicht genug Ärzte, weil die Ausbildung zu teuer sei. Und wenn Studierende deswegen nach Bolivien oder Argentinien gehen, müssten sie im Anschluss hart um die Anerkennung ihrer Ausbildung kämpfen. In 700 Gemeinden hätte es durch die kubanischen Ärzte in Basisstationen zum ersten Mal einen Arzt gegeben.
Unter den Anwesenden waren Hebammen, die wissen wollten, wer in Kuba bei den Geburten hilft, und Auszubildende aus dem Pflegebereich. Es gab eine vielseitige, interessante Diskussion zum kubanischen Gesundheitssystem.