Internet für Touristen auf Kuba – der Stand der Dinge
Viel ist bereits geschrieben worden zum Internetzugang auf Kuba. Das meiste davon jedoch schon binnen eines Jahres wieder veraltet. Wie sieht es also im Sommer 2019 wirklich aus mit dem Internetzugang für Reisende auf der sozialistischen Insel? „Cuba heute“ wirft einen Blick auf den Stand der Dinge.
Als Tourist von Kuba aus ins WWW
Wer nach Kuba fährt und in einem Reiseführer blättert, der vor 2015 geschrieben worden ist, wird sich wohl über die darin geschilderte Internetsituation erschrecken: nur in Hotels, mit brüchiger Verbindung und für sündhaft teure Preise – so kam man als Kuba-Tourist noch bis vor wenigen Jahren ausschließlich ins weltweite Netz. Zwar lässt die Qualität des Internetzugangs auf Kuba oft noch immer zu wünschen übrig, doch der Mythos der „ewigen offline-Insel“ hält den heutigen Realitäten längst nicht mehr Stand.
Welche Möglichkeiten gibt es heute, um als Tourist auf der Insel am besten ins Netz zu kommen?
- „Klassisch“ über den WiFi-Hotspot: seit 2014 wurden mit Inbetriebnahme eines Glasfaserkabels aus Venezuela die Netzkapazitäten Kubas schlagartig vervielfacht. Vorher verfügte Kuba nur über Satellitenverbindungen. Der breite Ausbau des Internetzugangs begann noch im selben Jahr mit der Einrichtung von öffentlichen WiFi-Hotspots in Parks und Plätzen, von denen es mittlerweile gut 1.000 im ganzen Land gibt – 127 werden allein in Havanna gezählt. Die Preise wurden von anfänglich 4,50 CUC (ca. 4 Euro) schrittweise auf 1 CUC (ca. 0,70 Euro) pro Stunde gesenkt. Hinzu kommen mehrere hundert öffentliche Internetcafés in den Zweigstellen des staatlichen Monopolisten ETECSA.
→ Eine vollständige Übersicht über alle Hotspots gibt es hier.
Die für den Login notwendige Rubbelkarte mit Zugangsdaten („tarjeta“) gibt es in allen ETECSA-Filialen sowie an Straßenständen („punto de venta“) in verschiedenen Staffelungen (von einer bis fünf Stunden) zu kaufen. Der inoffizielle Verkauf über den grauen Markt auf der Straße ist noch immer verbreitet, dort wird jedoch in der Regel bis zu einem Drittel auf den offiziellen Preis aufgeschlagen. Das Netz dieser Zugangspunkte heißt immer „WIFI_ETECSA“, es lässt sich mit jedem internettauglichen Gerät nutzen. - Im Hotel und am Strand: mittlerweile bieten 85 Prozent aller Hotels auf Kuba ihren Gästen Internetzugang. Internet im Zimmer ist noch nicht Standard, wird jedoch ausgebaut. In 26 Prozent der Hotels kann man sich mittlerweile (Stand: August 2019) nicht nur im eigenen Zimmer, sondern sogar vom Strand aus ins W-LAN einloggen. Bis Ende dieses Jahres soll das in 40 Prozent der Hotels Standard werden. Die Zahl der Hotels mit Breitband-Anschluss soll sich bis Dezember von 81 auf 98 Prozent erhöhen. Die Karten für das Hotel-Internet sind in der Regel die selben wie bei den öffentlichen Hotspots und können entsprechend auch andernorts genutzt werden. Sie werden an der Rezeption verkauft.
- In der Casa Particular: seit Ende 2017 werden auf Kuba auch private DSL-Anschlüsse verlegt, inzwischen sind die ersten 80.000 Haushalte versorgt. Da der Glasfaserausbau teuer ist und daher eher langsam vorankommt, dürfen seit diesem Juli private DSL-Anschlüsse auch mit den Nachbarn geteilt und WiFi-Parks von zu Hause aus angezapft werden. Davon profitieren nicht zuletzt auch Touristen in Privatunterkünften („Casa particulares“), deren zahlungskräftige Gastgeber in denjenigen Gebieten, wo die Technik schon verfügbar ist, meist zu den ersten Kunden zählen. Immer mehr Casas werben mit drahtlosem Internet von jedem Zimmer aus – im Zweifelsfall einfach nachfragen. Auch hier erfolgt der Zugang über die selbe Loginmaske wie an den WiFi-Hotspots, die Abrechnung ebenfalls nach Zeiteinheiten und nicht nach Volumen. Seit dem 1. August beträgt der Preis für eine Stunde Internet von zu Hause aus nur noch 50 Centavos (ca. 0,45 Euro), womit das Surfen in den eigenen vier Wänden auf Kuba erstmals günstiger als am Hotspot geworden ist.
- Mobiles Internet: am 6. Dezember 2018 wurde auf Kuba das mobile Internet auf 3G-Basis nach einer kurzen Testphase landesweit in Betrieb genommen. Inzwischen nutzen mehr als 2,5 Millionen Kubaner das Angebot, womit der Andrang an den ehemals stark frequentierten WiFi-Hotspots stark zurückgegangen ist. Derzeit werden 85 Prozent der Landesfläche mit Handynetz versorgt, zwei Drittel der Bevölkerung lebt in Gebieten mit 3G-Empfang.
Das ist auch für Touristen eine gute Nachricht: statt der teuren Roaminggebühren (bis zu 3€ für 50 MB) kann man sich nämlich auch einfach eine kubanische SIM-Karte kaufen. Erhältlich ist sie in jeder ETECSA-Filiale gegen Vorlage des Reisepasses. Sie kostet 40 CUC (ca. 36 Euro) und kommt mit 10 CUC Startguthaben. Das reicht z.B. für das 1GB Datenpaket. Aufladen kann man die Karte ebenfalls mit Coupons sowie über Onlineportale wie z.B. Ding. Die Größe (Micro-/ Nano-SIM) wird beim Erwerb direkt auf das gewünschte Formate zugeschnitten.
Bis zum Ende des Jahres sollen die Preise für mobiles Internet auf Kuba weiter fallen und sich die bisher noch durchwachsene Netzqualität stark verbessern. In großen Städten und Touristenzentren wie Havanna, Varadero und Matanzas läuft derzeit der LTE–Testbetrieb. Die Einführung des modernen Verbindungsstandards soll das 3G-Netz entlasten und damit das mobile Internet für alle beschleunigen. - In öffentlichen Einrichtungen, Restaurants und Cafés: immer mehr öffentliche Gebäude auf Kuba bieten mittlerweile WiFi-Zugang an, darunter Flughäfen, Busterminals und große Bahnhöfe. Seit kurzem dürfen auch private Geschäfte den Internetanschluss mit ihren Kunden teilen, was Surfspots in Caféterias, Restaurants und kleinen Dienstleistungsbetrieben immer häufiger werden lässt.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich beim Internetzugang auf Kuba mehr getan, als selbst optimistische Beobachter damals für möglich gehalten hätten. Tatsächlich zählt Kuba heute zu denjenigen Ländern mit dem schnellsten Wachstum beim Internetzugang weltweit – freilich von einem niedrigen Ausgangsniveau. Auch soziale Medien, Apps und digitale Bezahlsysteme sind auf der Insel zunehmend am kommen (→ einige davon sind auch für Touristen interessant). Dennoch gibt es noch viel zu tun: der Ausbau der Glasfaserleitungen kommt eher schleppend voran, weshalb man auf Kuba stärker auf geteilte Hausanschlüsse setzt, die entsprechend langsamer sind. Größter Kritikpunkt sind jedoch die Preise, die für Touristen zwar verschmerzbar, für die meisten Kubaner jedoch noch immer sehr teuer sind.
Ob im Hotel oder in der Casa: als Tourist wird man häufig mit den bekannten Internet-Rubbelkarten vorlieb nehmen. Anders als noch vor ein paar Jahren kann man diese jedoch an viel mehr Stellen nutzen. Neben öffentlichen Parks und Plätzen sind heute immer mehr Privatunterkünfte, Geschäfte und andere Einrichtungen an Bord. Wer auch unterwegs online sein möchte, kann auf Kuba auch als Tourist mobile Daten zu ähnlichen Preisen wie in Deutschland nutzen. Dafür benötigt man lediglich eine kubanische SIM-Karte, die in den Filialen des Telefonanbieters ETECSA erhältlich ist.