Amerikaner: die geraubte Volksbezeichnung?
Eine Grundschullehrerin erklärte ihren Viertklässlern im Unterricht: „Wir sind Amerikaner, weil wir zum amerikanischen Kontinent gehören“. Die Vorstellung war für mich zunächst verwirrend, aber als ich weiter darüber nachdachte, verstand ich, dass wir Opfer einer kolonisierenden Politik sind, die auf Respektlosigkeit und Einmischung basiert: dem Vormachtstreben der Vereinigten Staaten.
Die gleiche Praktik, die uns als Einwohner Amerikas ohne Volksbezeichnung ließ, hatte zur Folge, dass viele sich in Gedächtnisschwache verwandelten und dass die Wurzeln der progressiven Geschichte unserer Region fast vollständig herausgerissen wurden. Denn „Amerikaner“sind überall auf der Welt, diejenigen, die aus den Vereinigten Staaten kommen und Verteidiger einer 1823 von Monroe angewandten Doktrin sind, die besagt, dass alle unsere Länder zu ihrem Hinterhof, zu ihrer Einflusszone werden sollen.
Wenn der imperiale Adler sich darum bemüht, dass wir unsere vergangenen Kämpfe vergessen, verfolgt er damit den Zweck, die vom Rio Bravo bis nach Patagonien Geborenen politisch, wirtschaftlich und kulturell zu unterwerfen.
Was uns die „Amerikaner des Nordens“ niemals verweigern können, ist unsere kulturelle Unabhängigkeit, die genügend gefestigt ist, um die Banalität, die uns als freie Kunst verkauft wird, geringzuschätzen. Vom präkolumbianischen Popol Vuh bis zum Macondo von García Marquez stellt man eine reichhaltiges Wesen fest, das eine Symbiose zwischen Verwurzelung im Volk und ästhetischer Schönheit darstellt.
Die Heldentaten Bolívars dürfen nicht vergessen werden und man darf sie nicht sterben lassen. Die Kräfte der Linken müssen dringend ihre Fesseln sprengen, um das Große Vaterland unserer Vorfahren wieder auferstehen zu lassen. Den Integrationsmechanismen, die soviel geleistet und den Beweis erbracht haben, dass die Einheit innerhalb der Vielfalt in einer Region möglich ist, die von Armut, Hunger, bewaffneten Konflikten, Drogen und Unterentwicklung heimgesucht wird, muss neuer Schwung verliehen werden.
Und ja, ich stimme mit der Lehrerin überein. Wir sind Amerikaner!, aber man wird den Namen Amerika reinigen müssen. Zunächst der indigenen Bevölkerung aufgezwungen, dann zum Symbol des Kolonialismus geworden und schließlich jeglicher Ethik und Diplomatie beraubt, damit im Namen der Freiheit und der Demokratie die grausamen Klauen der Vereinigten Staaten die Welt nach Belieben zerreißen können.
Dass die jüngsten „Trumpeten“ des Yankee Imperialismus uns nicht von unseren Anstrengungen abbringen. Auch wenn „America first“ hoch im Kurs steht, wissen viele von uns zu kämpfen und den Schild mit der Formel Martís voranzutragen: „So eng zusammensein, wie das Silber in den Wurzeln der Anden“.
http://de.granma.cu/cuba/2019-08-27/amerikaner-die-geraubte-volksbezeichnung