Forderung Kubas angesichts des Krieges, den sie uns aufzwingen
Wenn wir Kubaner ein ganzes Land wegen der Aggression eines anderen leiden sehen,- ohne dass vorher eine Kriegserklärung stattgefunden hätte- erinnern sich viele von uns an die von der faschistischen Camarilla während des Zweiten Weltkriegs ausgeübte Praxis, ein Handeln, das die elementarsten menschlichen Prinzipien missachtete und das expansionistische und imperiale Interesse über alles setzte.
Meine Generation erlebte die entscheidenden Momente von Schlachten wie die von Playa Girón, die Raketenkrise oder die Säuberung des Escambray Gebirges nicht mit. Sie erreichen uns als Echo aus der Zeit, die einige, aus weiter Ferne, auch gerne verfälschen würden, damit wir nicht die Lektionen des Muts und des Patriotismus lernen, die diese hinterlassen haben. Dieser Krieg, in dem man alle Arten von Taktiken gegen Kuba ausprobiert hat, konnten wir mehr aus der Nähe spüren, als wir Kinder waren und aus dem Fernsehen, wenn wir so viele aufgeregte Landsleute sahen, die vor Wut weinten, wenn sie von dem Furchtbaren erzählten, das ihnen das Imperium angetan hatte.
Von jener Episode mit der Bezeichnung „Kuba fordert“ wurde nicht nur das gesamte immense Gerichtsverfahren im Fernsehen übertragen, sondern es kam auch ein Buch heraus, das klar und in allen Einzelheiten, ohne dass ideologische Haltungen eine Rolle spielten, beschreibt, wie viele Kubaner Opfer der Grausamkeit des Imperiums gegen ein kleines Land wurden, von einem Schützengraben aus, in dem die Aggressoren weiterhin völlig straflos agieren und ihre Lügen oder Halbwahrheiten verbreiten.
DAS, WAS SIE SELBER SAGEN
Ein Gesetz, wie die von Fidel Castro Monate nach dem Sieg der Revolution unterzeichnete Agrarreform, die das Volk mit Macht ausstatten und den Zyklus der inneren und äußeren Abhängigkeit durchbrechen sollte, wurde zum Sprengsatz für den verdeckten Krieg. Zucker und Land waren eng miteinander verbunden und das wussten die Think Tanks, die die Zügel Kubas vor 1959 in den Händen hielten.
Zu den von der CIA und dem State Department inzwischen freigegebenen Berichten gehört auch das „Programm der Verdeckten Aktionen gegen das Castro Regime“, das am 17. März 1960 von US-Präsident Dwight D. Eisenhower genehmigt wurde. Dort wird erklärt, dass man keine Regierung in Kuba dulde, die den Interessen der USA zuwiderlaufe und man deshalb Angriffe aller Art ausführen werde. Das Ziel: Das Vertrauen des Volkes in seine Führung zu untergraben und einen Casus Belli für eine US-Intervention zu fabrizieren.
Man geht davon aus, dass die von einem Kriegszustand erzeugte Angst und Verwirrung und die Unsicherheit das perfekte Alibi sein würde, um dann im Namen des kubanischen Volkes und den Interessen der Region, einen heuchlerischen Aufruf zum Frieden zu erlassen und an der Spitze eines Truppenkontingents der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) gegen die neue kubanische Regierung vorzugehen. Das Fake ist nicht neu und wir haben es in den jüngsten kriegerischen Abenteuern des Imperiums z.B.im Mittleren Osten gesehen.
Aus den freigegebenen Dokumenten geht außerdem hervor, dass der andere, früh angenommene Plan, das „Projekt Kuba“ vom 18. Januar 1962 war, das auf die Unterstützung der höchsten Regierungsstellen der USA und der Erweiterten Sondergruppe des Nationalen Sicherheitsrats zählte. Dort wurden 32 Aufträge des verdeckten Krieges gegen Kuba definiert, die man dann in die Praxis umgesetzt sah.
Neben dem psychologischen Effekt der Panik und Unsicherheit erwartete man eine Lähmung der kubanischen Wirtschaft vor allem wegen der Sabotage der Zuckerindustrie und der Blockade für dessen internationale Vermarktung. Das Imperium ging nämlich davon aus, dass das Volk bald Fidel Castro als den Urheber seines Übels ansehen würde.
Wenn es so ist, dass Zucker und Land parallel laufen, dann würde laut diesen Plänen alles zum Stillstand kommen, bis die Yankees die Maschinen es wieder in Gang brächten, so wie das in früheren Zeiten üblich war.
DER KRIEG BEGINNT
Ein Ziel war klar: die Zuckerrohrernte von 1960 zu ruinieren. Deswegen konzentrierten sich die Angriffe hauptsächlich auf die städtischen Arbeiterviertel und auf die Fabriken. Am 12.Januar wurden 500.000 arrobas Zuckerrohr (1 arroba-12,5 kg) in der Provinz Havanna von der Luft aus in Brand gesetzt. Am 30.Januar gingen 50.000 in der Zuckerfabrik Chaparra im Osten verloren und am 1.Februar zündete man über 100.000 arrobas in Matanzas an.
Der Rekord aber wurde am 7.Februar desselben Jahres aufgestellt, als ein einziges kleines Flugzeug 1,5 Millionen arroba Zuckerrohr in den Zuckerrohfabriken Violeta, Florida, Céspedes und Estrella in Camagüey in Brand setzte. Die Angriffe auf Zivilisten nahmen zu, um sie davon abzuhalten zu Arbeit zu gehen und zu produzieren. So warf am 21. Januar 1960 ein Flugzeug Bomben auf Cojímar und Regla.
Dieses bewaffnete Banditentum, das man uns heute als eine Art von heroischer Armee präsentieren möchte, benutzte Taktiken der Paramilitärs, die wir später bei den verschiedenen Gegenguerillas in Lateinamerika ( wie z.B. Kolumbien) sehen konnten, vor allem Einschüchterung, Terror und Gewalt, um so den Zusammenhalt der Bauern um ein soziales Projekt der Regierung herum auseinanderzusprengen.
Die Eskalation hatte im April 1961 ihren Höhepunkt und sollte da auch ihren Abschluss finden. Ausgehend von der Einnahme eines Brückenkopfes am Strand südlich von Matanzas, sollte in einer Operation, die den frontalen Krieg, die Guerillas und den Krieg der vierten Generation der Desinformation beinhaltete, gegen die Insel vorgegangen werden. Man plante, schnell zur Hauptstadt vorzudringen und gleichzeitig eine provisorische Regierung von Miami aus einzufliegen. Das war der Plan, den man vorgesehen hatte, der aber dank dem Widerstand der jungen kubanischen Armee, der Führung Fidels und dem Volk selbst, das sehr wohl wusste, woher diese Leute kamen und was es bedeuten würde, erneut in die Hände von Söldnern und Kriminellen zu fallen, die das Land ausliefern wollen.
Das Banditentum mit seinem Saldo an zivilen Opfern (zu denen viele junge Leute gehörten, die an der Alphabetisierungskampagne teilnahmen) dauerte bis 1965, bis es wegen der Undurchführbarkeit seines terroristischen Drehbuchs in einer Gesellschaft, die Frieden und Sicherheit liebt, moralisch und militärisch besiegt wurde.
Nach der Niederlage an der Front ging der Krieg dazu über, die Zivilisten zu schikanieren, die mit dem Sozialismus sympathisierten und innerhalb des Sozialismus in Ruhe lebten.
TERROR UND NICHTS ALS TERROR
Die Entführung von Zivilflugzeugen etablierte sich ausgehend von der Taktik der CIA gegen Kuba zu einer Tendenz des Terrorismus weltweit. Seine schlimmste Stufe erreichte er am 6. Oktober 1976, als 73Personen an Bord eines Flugzeugs starben, das kurz zuvor von Barbados gestartet war. Es war nicht das einzige Attentat gegen ein Flugzeug. All das fand inmitten einer Dynamik statt, die der Urheber dieser Attentate Orlando Bosch selbst als einen Krieg bezeichnete, in dem es für ihn keine Einschränkungen gebe.
Auf dieser langen Strecke fielen nicht nur Kubaner, sondern auch Zivilisten anderer Länder. Die Feigheit dieser Aktionen zeigt sich darin, dass sie fast ausnahmslos gegen die Zivilbevölkerung verübt wurden.
DIE RECHTMÄSSIGKEIT DER FORDERUNG
Wenn man Kuba vor die Aktivierung des Helms-Burton Gesetzes stellt und dies als ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber den rechtmäßigen Verstaatlichungen des Eigentums von US-Bürgern zu Beginn der Revolution darstellt, -die alle in völliger Anlehnung an das Völkerrecht durchgeführt wurden, sollte man die lange Liste von Verlusten in all diesen 60 Jahren nicht vergessen.
Die Forderung stützt sich auf die folgenden Schäden, die unschuldigen Personen unseres Volkes zugefügt wurden: 3 478 Tote, 2 099 Personen mit Verstümmelungen und insgesamt 181 100 Millionen US-Dollar wegen materieller Schäden, die durch Angriffe auf die Wirtschaft und Sanktionen entstanden. Das Positive Recht Kubas setzt außerdem als Bedingung, die moralische Zurücknahme und die Anerkennung der Schuld durch die US-Regierung fest.
Da sie Teil eines nicht erklärten Krieges ist, der die eingerichteten internationalen Normen verletzt, leiten sich aus dem gegen Kuba verübten Terror eine Reihe von legitimen Rechtsansprüchen ab.
Seit dem 31. Mai 1999 bis heute hat keine der Regierungen, die im Weiße Haus residierte, auf die über diplomatische Kanäle überbrachte Forderung reagiert
Aber der Schmerz und die Würde der Kubaner zeigen uns seitdem, dass dieses energische und kämpferische Volk, die Ungerechtigkeit sooft erzittern lässt, wie dies nötig sein sollte, der Bosheit ins Auge blickt und vor allem anderen die Wahrheit und die Vernunft verteidigt.
http://de.granma.cu/cuba/2019-05-14/forderung-kubas-angesichts-des-krieges-den-sie-uns-aufzwingen