Putschdilettant des Tages: Juan Guaidó
Von Arnold Schölzel
Auch aus nichts kann etwas werden, siehe Juan Guaidó (Jg. 1983). US-Vize Michael Pence sicherte ihm z. B. in der Nacht zum 23. Januar US-Rückendeckung zu, wenn er seinen »Plan« verwirklicht. Den hatten der Berufskonterrevolutionär sowie weitere »Menschen aus Caracas«, so das Wall Street Journal (WSJ) am Mittwoch, in Washington eingereicht: Guaidó ernennt sich zum Staatschef, innerhalb von 24 Stunden ist das Militär an seiner Seite und das Öl Venezuelas wird endlich aus dem Unrechtsregime befreit.
Drei Wochen danach fragt das WSJ, was denn los sei. Guaidó hat offenkundig sein Staatsstreichhandwerk schlecht gelernt. Geschehen sein soll das nach Medienberichten 2005 in Belgrad, wo die CIA-Stipendiaten der Vereinigung »Otpor« Kurse zum Thema »Wie veranstalte ich eine ›bunte Revolution‹?« gaben. Sie hatten im Jahr 2000 damit beim Sturz von Slobodan Milosevic Erfolg gehabt und verkauften ihre Putschsoftware weltweit – bis hin nach Kuba, wo sie höflich hinauskomplimentiert wurden. Guaidó wurde jedenfalls ein Anführer der »Generation 2007« in Venezuela, die vor zwölf Jahren Studentenproteste gegen die Regierung koordinierte. Anschließend wurde beschlossen, dass er Politiker zu werden hatte. Am Mittwoch meldete sich auf der Internetseite balkaninsight.com der frühere »Otpor«-Führer und heutige Chef der weitgehend US-finanzierten Denkfabrik Canvas, Srdja Popovic, und dementierte, dass Guaidó bei ihm »in Belgrad zum Training« war. Aber er es sei kein Geheimnis, dass »viele Vertreter der demokratischen Bewegung Venezuelas meine Freunde sind«. Man kenne sich seit Jahren und er wünsche »meinem Freund Guaidó« Erfolg in seinem Kampf. Denn Popovic weiß: Auch aus einem halben Putschisten kann immer noch ein ganzer Konterrevolutionär werden. Oft fehlen nur ein paar US-Bomben und schießwütige Marines.
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